Workshop II

Präsentation

Vom Sammeln zur Kreation

Im zweiten Workshop wurden die Überlegungen zu den Begriffen “Tradition” und “traditionelle Religion” in ihren ästhetischen, künstlerischen und anthropologischen Dimensionen fortgesetzt. Wir haben uns genauer angesehen, wie Künstler und Forscher Daten über immaterielle Phänomene sammeln, die als traditionell wahrgenommen werden: Tänze, Märchen, Rituale, Musik, Vornamen. 

Das Hinterfragen des Sammelns von Traditionen bezieht sich nicht nur auf ursprüngliche Gebrauchs- und Produktionsweisen. Gefragt wird nach Verlagerungen in neue Darstellungs- und Interpretationsräume sowie nach neuen Verwendungszwecken.

Was geschieht mit Tänzen, die einem Kult gewidmet sind, wenn sie bei einer Aufführung außerhalb des Rahmens der Erfüllung dieses Kults gezeigt werden? Was passiert mit dem “religiösen” Charakter traditioneller Objekte (Masken, Kleider usw.), die in einer Museumssammlung oder bei einer Theateraufführung gezeigt werden? Wie können Künstler und Forscher die spirituelle Bedeutung, die einem Rhythmus zugeschrieben wird, eliminieren oder umgekehrt bekräftigen? Wie wird die Patrimonialisierung der “Tradition” zu einem Thema in internationalen Kunstnetzwerken? Wie können Vornamen und Märchen aus sogenannten traditionellen Gesellschaften mit unserer zeitgenössischen Vorstellungswelt in Resonanz treten? Welche poetischen und politischen Herausforderungen ergeben sich daraus?

In diesem Workshop interessieren wir uns für die Zirkulation von Traditionen und das mögliche Schwanken ihrer Bedeutung, sei sie religiös oder nicht, in anderen Interpretationsrahmen. Wir untersuchen den Prozess, der sowohl Forscher als auch Künstler dazu bringt, immaterielles Kulturerbe zu sammeln und Traditionen neu zu erfinden, um etwas zu schaffen oder zu analysieren.

Programm des Workshops II als PDF

7. bis 8. Februar 2023

Workshop bei Im Zentrum Napam Beogo in Ouagadougou